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Franz Leutgeb und Hildegard Lerner

Am Anfang waren wir die Pausendodeln.

Franz Leutgeb und Hildegard Lerner

Am Anfang waren wir die Pausendodeln.

bauXund ist heuer 20 Jahre alt. Im Interview mit bauXund-Gründer und Geschäftsführer Thomas Belazzi erinnern sich Franz Leutgeb und Hildegard Lerner, mit 19 und 17 bauXund-Jahren, an die Anfänge, die Veränderungen…

Belazzi: Franz, du warst bei der Gründung von bauXund 2003 schon dabei und bist Ende 2022 in Pension gegangen. Und du Hilde bist 2007 zu bauXund gekommen und bist seit Ende November 2023 ebenfalls in Pension. Mit mir sitzen damit fast 60 Jahre bauXund hier am Interview-Tisch. Könnt ihr euch noch an eure Anfänge erinnern? 

Lerner: Ja, ich hatte in den letzten Monaten mehrere Flash-backs, da ich drei neue bauXund-Mitarbeiter:innen eingeschult habe. Und da habe ich öfters die fragenden Blicke, wenn etwas unklar war, in deren Augen gesehen. Denn die Umsetzung des Chemikalien- und Produktmanagements für so viele unterschiedliche Kriteriensets, die heute am Markt sind, im Spannungsfeld von Generalunternehmern, ausführenden Firmen und Produktherstellern ist echt anspruchsvoll. Neben den chemischen Produktprüfungen erfordert der Job auch viel Einfühlungsvermögen, um mit den unterschiedlichen Ansprechpartner:innen eine gute Gesprächsbasis zu haben.  

Bald nachdem ich zu bauXund gekommen bin, haben wir dann einen Professionalisierungsschritt gemacht. Davor haben drei Personen mit viel Chemiewissen bauXund wie ein Start-up aufgebaut, die Produktbewertungen eigenständig gemacht und in einer internen Datenbank alle Informationen gesammelt. Nun kam es zu einer Wissensverbreiterung durch interne Infoblätter zu den Abläufen und Bewertungen, standardisierten bauökologischen Textbausteinen für die Ausschreibung, Checklisten usw.  

Die Übersetzung der bauökologischen Vorgaben in Textbausteinen für die Leistungsbeschreibung Hochbau war auch eine echte Innovation am Markt. Diese tauchten bald auch bei Projekten auf, mit den wir nichts zu tun hatten. 

Belazzi: Ja, das war echt schräg! Große GUs und die Ausschreiber großer Architekturbüros usw. verwendet diese unabgesprochen mit uns. Manchmal riefen uns Professionisten an und wollten Produkte für eine Baustelle melden, die wir gar nicht kannten. Nur weil beim „Kopieren“ der Textbausteine vergessen wurde, die darin enthaltene bauXund Telefonnummer zu löschen. Aber wir sagten uns damals „Nur die guten Sachen werden geklaut.“ 

Leutgeb: Ich war ja schon beim Vorläufer der bauXund, der Stabstelle Ökologie im Mischek Ziviltechnikerbüro, ab 2000 dabei. Der Beginn des Chemikalienmanagements war bereits 2000, deine Masterthesis, Thomas, zu diesem Thema an der Donau-Uni Krems 2002/2003 führte zu einem weiteren Entwicklungsschub.  

Belazzi: Und der gemeinsam mit dem IBO für den Mischek Bauträger entwickelte Ökopass, der erste Wohnbau-Gebäudepass in Österreich, trug ab 2001 auch viel zur Verbreitung des Chemikalienmanagements in Österreich bei. Bald danach hatten wir schon einen Auftrag für 10 Bauvorhaben des Bauträgers ennstal Neue Heimat in der Steiermark. 

Lerner: Auf den Baustellen waren die Anfänge schwierig. Ernst genommen zu werden war schwer. Es gab oft Gegenwind und den „Scheibenwischer“, wenn man sich umdrehte. Ich wollte immer um Verständnis für die Sache bei den ausführenden Firmen werben. Auch viele Hersteller waren am Beginn alles andere als begeistert. Aber bald haben einige bemerkt, dass es sinnvoll ist mit uns zu reden. Damals haben wir begonnen unsere hohe Glaubwürdigkeit und Integrität aufzubauen. Das gilt bis heute. 

Leutgeb: Am Anfang waren wir die Pausendodeln. Ich war ständig an der Front, sowohl auf der Baustelle als auch gegenüber Herstellern. 

Belazzi: Wann hat sich die Stimmung gedreht? 

Lerner: Die Bauleitungen haben sich schrittweise verjüngt, alles hat sich auch professionalisiert. Damit verschwanden auch Kalender von Baustofffirmen mit nackten Frauen im Eingangsbereich, auch der Biergeruch und die verrauchten Baucontainer wurden seltener. Es änderte sich auch der Umgangston. 

Leutgeb: In Wien hat das ÖkoKauf Wien Beschaffungsproramm der Stadt viel geholfen die bauökologischen Standards zu etablieren. Wir haben viele dieser Kriterienkataloge für die Stadt verfasst. Und dann waren Krankenanstaltenverbund und MA34, das Immobilienmanagement der Stadt Wien, sehr gute Multiplikatoren und Veränderer am Markt. Gegen diese neuen bauökologischen Vergabekriterien der MA34 gab es sogar Klagen und Einsprüche, die aber alle abgewiesen wurden. 

Belazzi: Gebäudebewertungen wie Ökopass, klimaaktiv, ÖGNI usw. waren eine zweite wichtige Karotte. 

Leutgeb: Genau. Da ging das Thema in die Breite. Firmen haben auf die vielen Schadstoffanfragen und manche Produktablehnung reagiert und oft kurzfristig die eine oder andere Rezeptur umgestellt. Und wir haben es gesehen. Wenn der erste umstellt, dann kippt oft der Markt. Egal, ob dies gesundheitsschädliche Phthalate als Weichmacher in Dichtmassen, XPS-Platten ohne klimaschädliche Treibmittel, PVC-freie Kanalrohre, emissionsarme Wandfarben, lösemittelfreie Kontaktkleber oder Parkettfugenmassen waren. 

Belazzi: Für die bauökologischen Umstellungen waren aber auch die Professionisten ganz wichtig. 

Lerner: Ja. Und ich hatte auch immer viel Verständnis für die Professionisten. Wenn man etwas Neues etabliert, ist es schwieriger als bisher und man will es nicht. Der Maler etwa hat 30 Jahre denselben Lack verwendet und war zufrieden. Plötzlich kommt bauXund und sagt ihm, dass er einen anderen verwenden soll. Wir waren für ihn der Sand in seinem Getriebe. Natürlich haben wir bauökologisch ausgeschrieben, das heißt vergaberechtlich war alles klar, aber der Professionist hatte trotzdem noch das Thema mit Gewährleistung. 

Produkte, die wir freigeben, sind tendenziell gesünder. Auch das hat bei manchen Firmen geholfen. Weniger Lösemittel in der Luft und damit weniger Kopfweh am Abend, weniger Hautausschläge, auch das sprach für unsere Themen. 

Belazzi: Hat das Lernen und Verändern aufgehört? 

Lerner: Wir lernen bis heute dazu und haben in den letzten Jahren neue Themen positioniert. Schalöle und Verdunstungsschutz mit natürlichen statt fossilen Rohstoffen, Mineralwolle mit Schadstofffrei-Prüfzeichen, PVC-freie Abstandhalter für Ortbetonarbeiten. Wir sind immer neugierig geblieben. Manches Thema wurden uns zugetragen, auf andere stießen wir selbst. 

Belazzi: Weshalb ist Schadstofferkundung erst so spät am Markt aufgetaucht? 

Leutgeb: 2016 trat die Recycling Baustoff Verordnung als gesetzliche Grundlage in Kraft. Davor wurde das Thema des Rückbaus von Schadstoffen weitgehend ignoriert. Vereinzelt war Asbest ein Thema, aber alle anderen Schadstoffe wie Teer/PAK, PCB, Biozide, FCKW, Mineralwolle, Schwermetalle hatte niemand wirklich am Radar. Ziel der Verordnung war Kreislaufwirtschaft, gar nicht primär die Schadstoffe. Gesundheitsschutz war nicht der Motivator, sondern Schadstofffreiheit für Recycling. Erst damit wurde klar, wie viele Schadstoffe in alten Gebäuden, versteckt in Fliesenkleber, Bodenbelägen, Dachabdichtungen, Dämmstoffen, Rohren usw. verbaut sind. 

Belazzi: Die Schadstofferkundung von Bestandsgebäuden, die sich heute auch im Rahmen von Gebäude Due Diligence Abläufen etabliert hat, hat bauXund auch motiviert, sich mit Schimmel und störenden Gerüchen in bestehenden Gebäuden zu befassen und hier Expertise aufzubauen. So wurde, mit anderen engagierten Marktteilnehmer:innen, der Bundesverband für Schimmelsanierung (BVS) gegründet, um Expertise, Qualitätsstandards und eine Ausbildungsschiene am Markt zu etablieren. Heute setzt der BVS die Benchmarks in Österreich, was sich sehr positiv am Markt auswirkt. 

Lerner: Bereits in den Anfangsjahren der bauXund organisierte wir auch viele Veranstaltungen, auch zweitägige Symposien mit Partnern wie dem IBO, um das Thema Nachhaltig Bauen und das dafür erforderliche Wissen breit im Markt zu verankern. 

Belazzi: Ja, bauXund hat hier früh einen Bildungsauftrag gesehen. Das heißt, wir müssen die Leute dort abholen, wo sie wissensmäßig sind. Sonst wird nachhaltiges Bauen nicht in die Breite kommen. Heute konzentriert wir uns auf Schulungen, Workshops, Startgespräche bei Baustellenbeginn oder Vorträge. Und auch immer wieder in Masterlehrgängen das Praxiswissen und den fachlichen Hintergrund zu vermitteln. Denn „Wissen ist Macht“ und die Blödelei „Nicht-Wissen macht auch nichts“ ist ganz falsch. 

 

Wien, im Dezember 2023

Best of Chemikalien- und Produktmanagement

Bauökologie mit Chemikalien- und Produktmanagement

bauXund hat ab dem Jahr 2000 großvolumige Bauvorhaben in Österreich bauökologisch begleitet. Wir waren damit österreichweit der erste Konsulent, der diese Leistung angeboten und erfolgreich umgesetzt hat. Beginnend mit Wohnprojekten der Mischek Bauträger Gruppe in Wien stieß diese wichtige Leistung für Schadstoffminimierung und gesunde Raumluft bald auf großes Interesse der Stadt Wien, insbesondere des Wiener Krankenanstaltenverbundes und der MA34 (Immobilienmanagement der Stadt Wien), des großen steirischen Bauträgers enw Ennstal Neue Heimat und der KAGes (Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft), wo bauXund überall als erster Projekte bauökologisch begleitet hat. Große Stadtquartiersprojekte in Wien (z.B. Kabelwerk mit 1000 Wohneinheiten) folgten. 

Bis heute hat bauXund etwa 800 Bauvorhaben aller Nutzungstypen in Neubau und Sanierung mit weit über 3 Mio. m² BGF in acht Bundesländern erfolgreich bauökologisch begleitet – nach allen am Markt angebotenen Prüfregimen (ÖkoKauf Wien, klimaaktiv, ÖGNI, ÖGNB, LEED, BREEAM, EU-Taxonomie) und auch nach dem selbst entwickelten bauXund schadstoffgeprüft Prüfsiegel, das es seit mehr als 10 Jahren gibt. Ein umfassende Referenzliste ist hier einsehbar.

Besonders erwähnenswerte Projekte waren das Holzhochhaus HoHo, die BUWOG Zentrale in Wien, der METRO Plusenergie-Großmarkt in St.Pölten, das Raiffeisen Klimaschutz Hochhaus und der Erste Campus, das Headquarter der Erste Group AG. 

Best of Zertifizierung

Best of Zertifizierung

bauXund entwickelte im Jahr 2000, gemeinsam mit dem IBO, den späteren IBO-Ökopass, das erste Gebäudezertifikat für großvolumige Wohnprojekte in Österreich.  

Einige Jahre danach begann bauXund mit der Gebäudezertifizierung als Auditor, zuerst klimaaktiv und ÖGNI, später auch ÖGNB, seit 2020 auch nach den Kriterien der EU-Taxonomie-Verordnung. Insgesamt hat bauXund bis heute mehr als 100 Audits abgeschlossen oder derzeit in Bearbeitung. Darunter waren Wohn-, Büro- und Hotelprojekte ebenso wie Kindergärten und Schulen. Ein umfassende Referenzliste ist hier einsehbar.

Seit 2011 hat bauXund in sieben Bundesländern und bei einem Doppelprojekt in Budapest Gebäude auditiert. Besonders erwähnenswerte Projekte waren das Holzhochhaus HoHo in der Seestadt Aspern, die BUWOG Zentrale in Wien und die Sanierung der AK Oberösterreich in Linz. Aktuell sind es die Sanierung des Haus der Forschung der BIG und der Neubau der Sportarena Wien. 

Best of Schadstofferkundung

Best of Schadstofferkundung

Mit dem Inkrafttreten der Recycling Baustoff Verordnung, der gesetzlichen Grundlage für die Schad- und Störstofferkundung von Bestandsgebäuden, die umgebaut oder abgebrochen werden sollen, begann bauXund mit dieser Leistung. Bald wurde diese durch eine Schadstoff-Rückbaubegleitung ergänzt. Bei dieser unterstützt bauXund als Sachverständiger das Abbruchunternehmen und die ÖBA beim Rückbau der vorgefundenen Schadstoffe wie Asbest, Teer/PAK, PCB, Schwermetalle, Biozide, Mineralwolle und FCKW. Auch Schadstofferkundungen im Zuge eines Ankaufsverfahrens (Due Diligence) werden verstärkt nachgefragt. Ein umfassende Referenzliste ist hier einsehbar. 

Seit 2016 hat bauXund in sechs Bundesländern fast 100 Projekte erkundet, unter anderem Wohn-, Büro- und Laborgebäude, Schulen, Fabriken, Logistikobjekte, Krankenhäuser, Gasthäuser, auch ein Museum, ein Kinocenter und eine Moschee waren darunter. Besonders erwähnenswerte Projekte waren das Österreichische Parlament, die Lackfabrik Wildschek, das Gartenpalais Schönborn und das Kulturzentrum WUK. 

Praterateliers (Südpavillon)

Praterateliers

Praterateliers (Südpavillon)

Praterateliers (Südpavillon)

Praterateliers (Südpavillon)

Praterateliers (Südpavillon)

Praterateliers (Nordpavillon)

Praterateliers (Nordpavillon)

Praterateliers

Die beiden Gebäude wurden zur Wiener Weltausstellung 1873 gebaut. Der Nordpavillon wurde 1945 durch kriegerische Handlungen schwer beschädigt und danach wieder aufgebaut, der Südpavillon blieb unzerstört. Heute stehen die beiden Gebäude im Eigentum der Bundesimmobiliengesellschaft, die Nutzungsrechte liegen beim Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport. 

Nun werden die Gebäude und alle mietfreien Flächen saniert, sowohl thermisch-energetisch als auch nutzungstechnisch. Die Bauarbeiten haben im November 2023 begonnen. 

bauXund ist mit der bauökologischen Begleitung dieser Sanierung beauftragt und ist für die Erfüllung der bauökologischen klimaaktiv- und der Taxonomie-Kriterien verantwortlich. 

bauXund setzt seit 20 Jahren im Rahmen des von bauXund entwickelten Chemikalien- und Produktmanagements bauökologische Konzepte für gesunde Raumluft und Klimaschutz um. Die Umsetzung der bauökologischen Kriterien erfolgte durch deren Integration in die Ausschreibung und sie wurden damit Vertragsbestandteil der Auftragnehmer. bauXund prüft die von diesen verwendete Produkte vor deren Einsatz und stellt anschließend durch baubegleitende Kontrollen deren Verwendung sicher.  

Die bauXund-Beratungsleistungen:

  • bauXund begleitet die Ausschreibungen und stellt so die Integration der bauökologischen Vorgaben sicher.
  • Mit dem bauXund Chemikalien- und Produktmanagement wird die Einhaltung aller bauökologischen Qualitätskriterien in der Bauphase sichergestellt.
  • Das Hauptaugenmerk gilt der Minimierung des Einsatzes von gesundheits- und umweltschädlichen Produkten und Chemikalien, insbesondere zur Vermeidung von klimaschädlichen HFKW, von PVC, Bioziden, Schwermetallen und organischen Lösungsmitteln (VOC). 
Forschungsprojekt RCC2

Forschungsprojekt RCC2:

Forschungsprojekt RCC2

RCC2-Projektteam / © STRABAG Real Estate / Doka

Pressekonferenz mit Thomas Romm /Leonore Gewessler / Erwin Größ/ Robert Hauser

Pressekonferenz / © Doka

Kohlenstoff-Beton RCC2+

Kohlenstoff-Beton RCC2+ / © STRABAG Real Estate / Doka

Kühlcontainer für „Winterversuch“

Kühlcontainer für „Winterversuch“

Beladen des Containers mit Deckenelement

Beladen des Containers mit Deckenelement

Forschungsprojekt RCC2

Beheizbare Doka Schalung / © Doka

Messung mit Concremote von Doka

Messung mit Concremote von Doka / © Doka

Forschungsprojekt RCC2: CO2-Einsparung beim Bauen mit innovativem Beton von bis zu 80 Prozent möglich

Der 14.11.2023 war für die Partner des Forschungsprojektes RCC2 (Reduced Carbon Concrete) ein besonderer Tag. Zum einen, weil sie spannende Forschungsergebnisse vorstellen durften, zum anderen, weil Klimaschutzministerin Leonore Gewessler am Pressegespräch teilnahm. Denn das Klimaschutzministerium hatte, gemeinsam mit der Stadt Wien, das RCC2 Projekt, ebenso wie das Vorgängerprojekt RCC, gefördert und damit erst ermöglicht. 

„Die Teilnahme der Klimaschutzministerin und der CEOs der Projektpartner Strabag und Doka freut uns sehr, denn sie unterstreicht die Bedeutung der Forschungsergebnisse für die Bauwirtschaft für mehr Klimaschutz,“ stellt bauXund-Geschäftsführer Dr. Thomas Belazzi fest. „Das nächste Ziel muss die rasche Etablierung dieser innovativen Performance-Betone am Markt sein. Dazu gibt es zwei gute Nachrichten: Erstens: Diese Betone sind seit kurzem auch am Markt verfügbar. Zweitens: Die Strabag Real Estate wird 2024 als erster Bauträger ein Wohnprojekt in Wien damit errichten“, freut sich Belazzi. 

bauXund ist Teil des branchenübergreifenden Konsortiums, bestehend aus STRABAG Real Estate, Doka, Romm ZT, Mischek ZT, bauXund, CarStorCon Technologies, MPA Hartl sowie den Betonherstellern Asamer, Holcim und Wopfinger. 

Das Konsortium untersuchte das Potenzial innovativer Betonrezepturen zur Dekarbonisierung von Beton – und zeigte, wie es gelingen kann, CO2-reduzierten bis hin zu bilanziell klimaneutralem Beton als neuen Stand der Technik zu etablieren. Das gemeinsame Ziel war, die technischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Hürden zur Etablierung von CO2-reduziertem sogenannten „Performance-Beton“ zu überwinden und den Weg für einen „klimafitten“ Baustoff auf Österreichs Baustellen zu ebnen. 

Im Vorgängerprojekt RCC untersuchte das Konsortium bereits im Jahr 2021 den praxisnahen Baustelleneinsatz von klinkerreduzierten Betonrezepturen. Im Vergleich zu Standardbeton haben diese sogenannten RCC-Betone einen stark reduzierteren CO2-Fußabdruck, aber einen Nachteil: Sie brauchen länger zum Aushärten, besonders bei niedrigen Außentemperaturen. Dies führt in der Praxis zu einer Verlängerung der Bauzeit und zu höheren Kosten, da sich z. B. das Ausschalen verzögern kann und das Schalungsmaterial länger auf der Baustelle im Einsatz ist. 

Ökobilanzierung im Fokus 

Forschungsmittelpunkt der aktuellen Studie ist ein von Doka entwickelter, funktionaler Prototyp einer intelligent beheizbaren Schalung. Damit soll die verzögerte Festigkeitsentwicklung von RCC-Betonen bei niedrigen Umgebungstemperaturen ausgeglichen werden. Auch eine strombetriebene Beheizung der Schalung verbraucht Energie, deren Erzeugung wiederrum CO2 emittiert – dies ist den Projektbeteiligten bewusst. Durch den Einsatz von Strom aus erneuerbarer Energie und dem smarten Einsatz der Beheizung des Bauteils kann dieser scheinbare „Widerspruch" entkräftet werden. Die Ökobilanzierung von beheizbaren Schalungen für klinkerreduzierten Beton ist daher ein wichtiger Schlüssel zur Bewertung der Nachhaltigkeit und der sinnvollen Verwendung innovativer RCC-Rezepturen. 

Im Kooperationsprojekt wurde zudem daran geforscht, wie diese innovativen Betonrezepturen noch klimafreundlicher weiterentwickelt werden können, indem technischer Kohlenstoff auf Pflanzenkohlebasis hinzugefügt wird. 

Umfangreiche Versuchsreihen 

Das Projektteam führte umfangreiche Testreihen durch, die sowohl Sommer- als auch Winterbedingungen simulierten. Jede Versuchsreihe umfasste Decken- und Wandteile mit je 3 unterschiedlichen Rezepturen: einen Standardbeton (als Referenz), eine CO2-reduzierte Betonrezeptur (RCC2) und eine CO2-reduzierte Betonrezeptur mit technischem Kohlenstoff (RCC2+). Alle Bauteile wurden normkonform laborüberwacht und mithilfe des Betonmonitoringsystems Concremote von Doka hinsichtlich ihrer Temperaturentwicklung dokumentiert. So war es den Projektpartner:innen zu jedem Zeitpunkt möglich, auf die Festigkeitsentwicklung der einzelnen Mischungen zu schließen. 

Ergebnisse der Erforschung von CO2-reduzierten Betonen 

Ausgangspunkt für die durchgeführten Winterversuche sind die Referenzwerte der Sommerreihe: Hier haben alle getesteten Betonrezepturen die erforderlichen Festigkeiten zum Ausschalen nach 24 Stunden erreicht. Aufgrund der verzögerten Festigkeitsentwicklung von RCC-Betonen wurde daher je Rezeptur im Winterversuch ein Bauteil mit und eines ohne Heizschalung errichtet. 

Die Versuche zeigten klar, dass sich bei den Wintertests mit niedrigen Umgebungstemperaturen eine beheizbare Schalung als entscheidend erwies, um die Festigkeitsentwicklung der RCC-Mischungen zu unterstützen. So können Schäden an den Betonbauteilen vermieden werden, die aufgrund der Temperaturverhältnisse unter 0 Grad Celsius entstehen würden. 

Des Weiteren kann festgehalten werden, dass klinkerreduzierter Beton, insbesondere wenn technischer Kohlenstoff hinzugefügt wird, das Potenzial hat, die CO2-Bilanz von Beton erheblich zu verbessern. So liegt bei der untersuchten Betonrezeptur RCC2+ (mit technischem Kohlenstoff) das CO2- Einsparpotential gegenüber dem Referenzbeton bei etwa 80% für Decken (ohne Heizung). Bei winterlichen Temperaturen mit Unterstützung durch eine beheizbare Schalung liegt das Potenzial der CO2-Reduktion von RCC2+ noch immer bei 67%. 

Die Versuche mit dem funktionalen Prototypen einer intelligent beheizbaren Schalung von Doka schaffen eine wichtige Perspektive für einen branchenweiten Einsatz von CO2-reduziertem und bilanziell klimaneutralem Beton unabhängig von Temperatur, Baustellenbedingungen und abhängig vom Baufortschritt auch unter der Einhaltung gewohnter Ausschalzeiten. 

SOLEY - Pilotprojekt mit RCC-Beton im Wohnbau 

In der Leystraße in Wien-Brigittenau errichtet STRABAG Real Estate mit dem Projekt SOLEY ein wegweisendes Energie- und Klima-Vorzeigeprojekt: Erstmals findet ein CO2-reduzierter Performance- Beton Anwendung im modernen Wohnbau.  

Verbund AG Zentrale Wien

Verbund AG Zentrale

Verbund AG Zentrale

Verbund AG Zentrale

Verbund AG Zentrale

Die Verbund AG, Österreichs größter Stromproduzent, modernisiert sein Hauptquartier in der Wiener Innenstadt (Am Hof 6a, 1010 Wien) in zwei Etappen. Im Sommer 2022 begannen die Planungsarbeiten für die 1. Phase. Auf drei Geschoßen soll das neue Bürokonzept „Neue Arbeitswelten“ umgesetzt werden. Der Baubeginn ist für die 2. Hälfte 2023 geplant. 

bauXund ist – nach der Schadstofferkundung des Bestandsgebäudes - mit der bauökologischen Begleitung dieser 1. Umbauphase beauftragt. Die Kriterien für die Produktauswahl sind einerseits die „ÖkoKauf Wien“ Kriterien. Ergänzend werden insbesondere die Parameter geringere Herstellungsenergien (=gute Ökobilanz) und Regionalität zur Produktauswahl herangezogen. 

bauXund setzt seit 20 Jahren im Rahmen des von bauXund entwickelten Chemikalien- und Produktmanagements bauökologische Konzepte für gesunde Raumluft und Klimaschutz um. Die Umsetzung der bauökologischen Kriterien erfolgte durch deren Integration in die Ausschreibung und sie wurden damit Vertragsbestandteil der Auftragnehmer. bauXund prüft die von diesen verwendete Produkte vor deren Einsatz und stellt anschließend durch baubegleitende Kontrollen deren Verwendung sicher. 

Die bauXund-Beratungsleistungen:

  • bauXund begleitet die Ausschreibungen und stellt so die Integration der bauökologischen Vorgaben gemäß den erweiterten „ÖkoKauf Wien“ Kriterien sicher. 
  • Mit dem bauXund Chemikalien- und Produktmanagement wird die Einhaltung aller bauökologischen Qualitätskriterien in der Bauphase sichergestellt. 
  • Das Hauptaugenmerk gilt der Minimierung des Einsatzes von gesundheits- und umweltschädlichen Produkten und Chemikalien, insbesondere zur Vermeidung von klimaschädlichen HFKW, von PVC, Bioziden, Schwermetallen und organischen Lösungsmitteln (VOC). 
  • bauXund koordiniert die Raumluftmessung (VOC, Formaldehyd) vor Übergabe. Diese soll die sehr gute Raumluftqualität belegen.