Aus Gebäude wird…

Aus Gebäude wird…

Recyclingbaustoff

... Recyclingbaustoff

Coca Cola: Betonhallen tw. bereits recycliert © Hannes Stuppacher

Coca Cola: Betonhallen-Recycling, © Hannes Stuppacher

Baustoffkreisläufe kommen langsam in Schwung –
Auftraggeber in der Verantwortung

Über das Schließen von Materialkreisläufen wird sowohl politisch als auch technisch seit vielen Jahren gesprochen. Die aktuelle Rohstoffkrise, verbunden mit steigenden Baustoffpreisen, die auch am Bau massive Auswirkungen hat, zeigen die Dringlichkeit. Die EU-Taxonomie Verordnung definiert Kriterien dazu und auch Gebäudebewertungen wie klimaaktiv und ÖGNI haben ihre Vorgaben jüngst verschärft. Nun hat auch der Gesetzgeber neue Rahmenbedingungen dafür gesetzt.

Am 1. April 2021 wurde eine Novelle der Deponie-Verordnung aus 2008 (BGBl. 144/2021) veröffentlicht. Diese definiert in §1 (2): „Zur Schaffung einer Kreislaufwirtschaft soll im Einklang mit der Abfallhierarchie angestrebt werden, dass Abfälle, die sich zum Recycling und anderen Formen der Verwertung eignen, zukünftig nicht auf Deponien zur Ablagerung angenommen werden.“

Darin wird erstmals ein Deponieverbot und damit ein Recyclinggebot für zentrale Baustoffe wie Beton, andere mineralische Abfallfraktionen sowie für gipshaltige und Mineralfaser-Produkte definiert:

  • Ab 1.1.2024 dürfen Ziegel aus der Produktion, Betonabbruch, technisches Schüttmaterial, Straßenaufbruch, Asphalt, Einkehrsplitt, Recycling-Baustoffe der Qualitätsklasse U-A (höchste Qualitätsstufe) und Gipsplatten nicht mehr deponiert werden.
  • Ab 1.1.2026 dürfen dann auch Gips-Wandbauplatten und faserverstärkte Gipsplatten (Gipsplatten mit Vliesarmierung, Gipsfaserplatten) nicht mehr deponiert werden.
  • Mit 1.1.2027 wird dann auch das Ablagern von Künstlichen Mineralfasern (KMF), sowohl der „alten“ gefährlichen Variante, als auch der „neuen“, die kein gefährlicher Abfall ist, nicht mehr erlaubt sein.

„Durch diese langfristigen Zielsetzungen wird der Industrie die Möglichkeit gegeben, ein entsprechendes Recyclingsystem aufzubauen, das es derzeit noch nicht gibt,“ sagt bauXund Geschäftsführer Dr. Thomas Belazzi. „Durch die Deadlines für Gips- und KMF-Abfälle in der Verordnung gibt es nun spät, aber doch, klare gesetzliche Vorgaben. Dies wird nun die nötigen Investitionen in Technologie-Weiterentwicklung und flächendeckende Standort- und Logistikkonzepte auslösen. Nur so sind die volkswirtschaftlich und ökologisch dringend erforderlichen Kreislaufschließungen erreichbar.“

Baustoff-Recycling wird in Österreich seit etwa 1990 professionell betrieben. Etwa 80 % der mineralischen Baurestmassen werden derzeit in Österreich verwertet. Bei Gips- und KMF-Produkten gibt es keine mengenmäßig relevanten Aktivitäten.

Wiederverwertung spart wertvolle Rohstoffe und Emissionen, das zeigt anschaulich das mittlerweile abgeschlossene Bauvorhaben „Biotope City“ auf den ehemaligen Coca Cola Gründen in Wien-Favoriten. Rund 30.000 Tonnen mineralische Baurestmassen wurden aus den Bestandsgebäude vor Ort aufbereitet. Sie kamen für die Errichtung von Baustraßen, für Geländeschüttungen, als Drainage-Material und für die Herstellung von Gabionen sofort wieder zum Einsatz. Dadurch wurden auch 125 Tonnen CO2-Emissionen aus dem LKW-Verkehr eingespart.

„Das Biotope City Projekt zeigt, dass öffentliche wie private Bauherrn bereits heute viele Möglichkeiten haben den Einsatz von Recyclingmaterialien zu fördern“, stellt Belazzi fest. „In der Schweiz wird dies auf öffentlicher Seite von allen Kantonen bereits umgesetzt, von manchen schon seit mehr als einem Jahrzehnt. Ohne auftraggeberseitige Nachfrage nach Recyclingbaustoffen wird der Kreislaufschluss in der österreichischen Bauwirtschaft viel langsamer von statten gehen.“