Dr. Ronald Mischek

Dr. Ronald Mischek

„Wir brauchten Profis.“

Interview mit Dr. Ronald Mischek, Eigentümer und Geschäftsführer der Dr. Ronald Mischek ZT, der 100% Eigentümerin der bauXund gmbh

Das Interview führt Dr. Thomas Belazzi, Geschäftsführer der bauXund gmbh

Belazzi: Warum wurde die bauXund gegründet?

Mischek: Unser Bestreben war es damals, ökologisches Bauen selber machen zu können. Wir stellten aber rasch fest, dass dieses Thema sehr komplex ist. Wir brauchten somit Profis, die dieses Fachwissen hatten. Vorwissen war damals keines Vorhanden und wir begannen daher mit der Suche nach Experten für die 1999 ins Leben gerufene „Stabstelle Ökologie“ im Mischek Ziviltechnikerbüro. Als deren Leiter konnten wir damals dich gewinnen, Thomas. Diese Stabstelle war wiederum die Keimzelle der bauXund, die 2003, mit dir als Geschäftsführer gegründet wurde.

Belazzi: Kannst du dich erinnern, wie das erste Kennenlernen ausgesehen hat?

Mischek: Ja, ganz genau. Erster Anknüpfungspunkt war ein Bauträgerwettbewerb, wo wir eine gemeinsame Zusammenarbeit versuchten. Schlussendlich wurde daraus eine bis heute dauernde, fast 20jährige Zusammenarbeit und Freundschaft, von der auch ich persönlich sehr profitiert habe.

Belazzi: Und 2003 erfolgte die Ausgliederung in die „bauXund“…

Mischek: Diese erfolgte, um euch noch beweglicher am Markt zu machen. Und die Idee für den aussagekräftigen Firmennamen habt ihr euch ja selbst ausgedacht. Der ist echt gut.

Belazzi: Was waren deine Erwartungen an die Stabstelle und später an die bauXund?

Mischek: Unsere Erwartungen waren, ein fundamentales Wissen über Ökologie inklusive aller Hintergründe zu bekommen und einen tiefgreifenden Erfahrungsschatz aufzubauen. Dabei halfen viele gelungene Projekte, manche Ideen und Konzepte erwiesen sich aber langfristig als nicht erfolgreich. Die Aktivitätspalette der letzten 20 Jahre reicht vom Chemikalien- und Produktmanagement für gesunde Raumluft bis zum Fertigteil-Transport zur Baustelle mit der Bahn, von der Einreichung eines Kplus-Kompetenzzentrums für Nachhaltig Bauen bis zur Passivhaus-Gebäudeplanung, von der detaillierten Beschäftigung mit Holzbau bis aktuell zum Thema „Urban Mining“.

Belazzi: Eine ganz schön breite Palette also…

Mischek: Ja, stimmt genau! Wir greifen seit 20 Jahren immer wieder neue Themen auf, beschäftigten uns damit und konnten viele neue Erfahrungen und Knowhow gewinnen, die dann in die laufenden Projekte des Planungsbüros einflossen oder zu eigenen Beratungsdienstleistungen der bauXund wurden, wie etwa das Chemikalien- und Produktmanagement, ein Projekt der ersten Stunde. bauXund ist für die unterschiedlichsten Bauaufgaben heute für ein gelungenes Projekt nicht mehr wegzudenken.

Belazzi: Und was sind aktuelle Themen?

Mischek: Ein wichtiges aktuelles Thema ist, die ökologische Bauausführung weiter zu verbessern. Aber auch das Urban Mining ist für Stadtteilentwicklungsgebiete aus meiner Sicht nicht mehr wegzudenken. Eng gekoppelt damit ist sicherlich auch eine zeitgerechte Schadstofferkundung des Bestands, wie bauXund sie ebenfalls anbietet.

Belazzi: Was gibt’s noch für Erkenntnisse?

Mischek: Ich habe gelernt, dass es am besten ist, an wenigen, aber an den wichtigen Schrauben zu drehen. Oft kann mit einfachen Mitteln viel bewegt werden - ohne viel Technik, dafür aber mit viel Hausverstand, Wissen, Neugier und Ausdauer. Bestes Beispiel dafür ist das Chemikalien- und Produktmanagement für gesunde Innenräume. Dies kostet im Vergleich zu den Baukosten fast nichts, aber hat große Wirkung. Und mit Urban Mining, das heißt Baumassenmanagement für Aushub- und Abbruchmaterialien, können bei großer ökologischer Wirkung sogar finanzielle Einsparungen erzielt werden. Wichtig ist es auch, sich die Life Cycle Costs anzusehen, damit Einsparungen nicht etwa von Instandhaltungs- und Wartungskosten kompensiert oder sogar übertroffen werden. Bei unserem Projekt „Kammelweg 8“ konnten wir unter dem Titel „Wohnbau über Lebenszyklus optimieren“ relevante Potenziale aufzeigen.

Belazzi: Was ist in den letzten Jahren nicht wie erwartet gegangen?

Mischek: Dafür müssen wir vor allem das Umfeld betrachten. Wir waren aus meiner Sicht vor 15 Jahren viel weiter im ökologischen Bewusstsein als heute. Nur an billiges Bauen zu denken ist eine extrem kurzfristige Sichtweise, die mich nachdenklich stimmt. Viele Konzepte, die ab 2000 entwickelt wurden, sind in den letzten fünf Jahren verwässert oder ganz umgedreht worden. Das gilt für Themen wie innovative Energiekonzepte, Solarthermie oder auch den Holzbau. Im geförderten Wohnbau wirkt sich die Kostenschere gegen die ökologischen Qualitäten aus. Ein Zurück zu mehr Ökologie wird es aus meiner Sicht nur bei politischem Willen möglich sein. Im freifinanzierten Bereich gibt es nur bei ausgewählten Bauträgern Interesse an diesen wichtigen Themen, obwohl es für gesunde Raumluft auch einen klaren Mehrwert für die Vermarktung der Bauvorhaben gibt. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass unsere Gebäude immer dichter werden. Die eingebrachten Schadstoffe bleiben daher länger in den Wohnungen und die Raumluftqualität leidet darunter. Gleichzeitig jedoch verbringen wir immer mehr Zeit in den Innenräumen. Heutzutage ist es auch das Bestreben vieler Menschen, in den eigenen vier Wänden gesund alt zu werden. Wir sehen, Schadstoffvermeidung zahlt sich aus vielen Gründen aus!

Belazzi: Letzte Frage. Ein Ereignis aus den letzten Monaten, dass dich in Bezug auf bauXund gefreut hat?

Mischek: Der Auftrag für die Schadstofferkundung im Parlament. In diesem historischen Gebäude arbeiten zu dürfen, ist sicher etwas ganz Besonderes und gleichzeitig ein Referenzprojekt der besonderen Art für bauXund.

Wien, November 2018