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© Österreichische Hagelversicherung
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Vorausschauend Bauen in Zeiten des (Klima-)Wandels!
Wer verantwortungsvoll gestalten will, muss vorausschauend denken und handeln - das gilt umso mehr für die Bauwirtschaft! Durch die lange Lebensdauer von Immobilien und Sanierungszyklen von mindestens 30 Jahren haben Investitionen in diesem Bereich eine sehr langfristige Wirkung und einen großen Einfluss auf das Klima und die gesamte Umwelt. Das völkerrechtlich bindende Übereinkommen von Paris zum Schutz des Klimas aus dem Jahr 2015 sieht die Begrenzung der menschengemachten globalen Erwärmung auf deutlich unter 2 °C gegenüber vorindustriellen Werten vor. Um das Ziel zu erreichen, so haben es Wissenschaftler berechnet, steht der Weltengemeinschaft nur noch ein Kohlenstoffbudget von 1.000 Mrd. Tonnen CO2-Äquivalente zur Verfügung. Das klingt nach viel, das ist es aber nicht.
Würde jede Erdenbürgerin und jeder Erdenbürger ab nun die gleiche Menge des Restbudgets konsumieren, so dürfte Österreich nach aktuellem Verbrauch um das Jahr 2035 kein CO2-Emissionen mehr ausstoßen – d.h. in 17 Jahren. Ein heute geborenes Kind hätte bis dahin die Volljährigkeit noch nicht einmal erreicht!
Aufgrund der Trägheit des Klimasystems werden die jetzt durchgeführten Eimissionsreduktionen erst in 30 Jahren spürbar sein. Bis dahin sind die Auswirkungen des Klimawandels, welche heute schon zu Tage treten, nicht mehr umkehrbar. Das macht Vorhersagen und damit einen Blick in die Zukunft, für diesen Zeitraum gut möglich. Die Klimadiskussion hat zwei unterschiedliche Themenstellungen. Die Treibhausgasminderung ist nur eine Seite einer klimagerechten Bauweise. Die andere, ebenso wichtige, ist die Anpassung an den Klimawandel. Darunter werden alle Maßnahmen verstanden, um mit den bereits eingetretenen oder heute bereits nicht mehr abwendbaren Folgen des Klimawandels umzugehen (z.B. Schutz der GebäudenutzerInnen bei langen sommerlichen Hitzeperioden, insbesondere in Städten, Vorsorgemaßnahmen bei erhöhtem Risiken der Überflutung der Liegenschaft).
Haben wir bis jetzt aus den Erfahrungen der Vergangenheit und Gegenwart unsere Lösungen erarbeitet, so darf das, wenn wir klimagerecht Bauen wollen, nicht mehr uneingeschränkt gelten. Zum Beispiel wurden und werden Abwasserkanäle nach historischen Niederschlagswerten dimensioniert und somit sind die bereits eingetretenen und absehbar noch zunehmenden Intensitätssteigerungen von Starkregenereignissen aufgrund des Klimawandels nicht berücksichtigt. Auch die Berechnung der Sommertauglichkeit für ein Gebäude beruht auf den Durchschnittswerten der Jahre 1981 bis 2000. Ein heute noch ausreichendes Konzept gegen sommerliche Überwärmung (Sonnenschutz, Speichermassen, Belüftung, Kühlung etc.), wird in wenigen Jahren nicht mehr genügen und muss mit hohem technischen und finanziellen Aufwand nachgerüstet werden.
Wäre es da nicht von Vorteil, statt sich an der Vergangenheit zu orientieren, die Zukunft heute schon vorwegzunehmen und wie in dieser zu bauen? Dabei stellt sich jedoch die Frage, wie können zukünftige Ereignisse aus heutiger Sicht bewertet werden und welche Maßnahmen lassen sich daraus ableiten? Die Bestimmung der Klima-Verletzlichkeit einzelner Produkte (z.B. Fassaden oder Straßenbeläge), eines Bauvorhabens oder auch eines gesamten Unternehmens kann uns hier weiterhelfen.
Die Klima-Verletzlichkeit ist eine Funktion von drei verschiedenen Komponenten: Exposition, Sensitivität und der Anpassungskapazität.
Die Exposition gibt an, wie weit das Mensch-Umwelt-System bestimmten Änderungen von Klimaparametern (z. B. Niederschlag, Temperatur etc.) ausgesetzt ist.
Die Sensitivität (oder Empfindlichkeit) bezeichnet das Maß, in dem ein natürliches oder menschliches System durch Klimaänderungen beeinflusst werden kann. Die Veränderungen können sowohl positive als auch negative Auswirkungen mit sich bringen. Die Folgen dieser Auswirkungen können direkt, z. B. durch geänderte Bauzeiten aufgrund einer erhöhten Hitzebelastung der Arbeiter, oder indirekt, z. B. durch Einkommensverluste aufgrund falsch geplanter und dimensionierter Haustechnikanlagen, sein.
Die Anpassungskapazität (oder auch Anpassungsfähigkeit) in Bezug auf den Klimawandel ist das Vermögen eines Systems, sich auf Klimaänderungen einzustellen, um potentielle Schäden abzuschwächen und mögliche Vorteile zu nutzen.
Aufgrund der unterschiedlichen Angriffspunkte, Schwachstellen und Anpassungsmöglichkeiten eines Systems, wie z.B. eines Gebäudes oder auch eines Produktionsstandortes, gegenüber dem Klimawandel ergibt sich eine individuell zu bestimmende Klima-Verletzlichkeit. Aufbauend auf dieser können dann eine Prioritätenliste für jene Bereiche mit dem größten Handlungsbedarf erarbeitet und konkrete Maßnahmen abgeleitet werden.
bauXund bietet gemeinsam mit dem Institut für Metrologie der Universität für Bodenkultur Wien ein vierstufiges Beratungsangebot an, dass sich genau mit den oben beschriebenen Themenstellungen beschäftigt und Unternehmen „klimafit“ machen soll. Es ermöglicht einen intensiven Austausch aller beteiligten MitarbeiterInnen. Somit wird sichergestellt, dass das erforderliche Klimarisiko-Bewusstsein im Unternehmen verankert wird und die identifizierten Maßnahmen die größtmögliche Wirkung für das Unternehmen entfalten können.
Weitere Informationen sind zu finden unter Klimafit-Beratung.
Autoren: DI Mag. Lukas Clementschitsch und Dr. Thomas Belazzi, bauXund forschung und beratung gmbh