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METRO „ZERO 1“
HoHo Wien - Blick auf die Baustelle
Starker Trend zur Gebäudezertifizierung
Das Konzept der Gebäudebewertung hat in Österreich vor knapp zwanzig Jahren Einzug gehalten. Heute haben Gebäudelabels aus unterschiedlichen Gründen einen fixen und stetig steigenden Platz am Markt. Einerseits dienen sie Immobilieninvestoren als Qualitätsnachweis der Immobilie, andererseits wollen auch öffentliche Bauherrn – vom Kindergarten bis zum Uni-Gebäude – die nachhaltige Qualität ihrer Projekte dokumentiert wissen.
„bauXund als langjähriger Auditor bemerkt dieses steigende Interesse selbst auch deutlich.“ stellt bauXund Geschäftsführer Dr. Thomas Belazzi fest. „Während alle großen Büroprojekte in Wien seit Jahren zertifiziert werden, erfährt das Gebäudeaudit nun auch im freifinanzierten und geförderten Wohnbau und bei kleineren, oft vom Bauherrn selbst genutzten Büroimmobilien eine viel stärke Nachfrage. Öffentliche Bauherrn - von der Bundesimmobiliengesellschaft bis zur kleinen Gemeinde -stärken diesen Trend ebenfalls.“ resümiert Belazzi.
Ein Rückblick: Als Reaktion auf die international in den 1990er Jahren ins Laufen gekommene „Green Building“ Aktivitäten wurde 2002 in Österreich das TQ (Total Quality) Bewertungssystem entwickelt, der Vorläufer des seit 2010 bestehenden Bewertungssystems TQB der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltig Bauen (ÖGNB). 2005 wurde das Programm klimaaktiv des österreichischen Umweltministeriums gestartet und damit das gleichnamige Gebäudelabel, dass, gemessen an den bewerteten Projekten, heute die klare Nr.1. in Österreich ist. 2009 wurde die ÖGNI (Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft) gegründet, die eine austrifizierte Version des deutschen DGNB-Systems zur Bewertung verwendet. Von den internationalen Labels sind in Österreich nur das US-amerikanische LEED- und das britische BREEAM-System bei ausgewählten Immobilien von Relevanz.
Waren es am Beginn österreichweit nur einige wenige Projekte pro Jahr, die auf die diversen, für die Nachhaltigkeit von Immobilien relevanten Parameter geprüft wurden, nimmt deren Anzahl in den letzten Jahren stetig zu. So zeigt der „klimaaktiv Gebäude Report 2018“, dass von 2017 auf 2018 die Anzahl der bewerteten klimaaktiv-Projekte um 22,7% auf 128 anstieg, in einer 5-Jahres-Betrachtung hat sie sich mehr als verdoppelt. Im Frühjahr 2019 wurde das 750. klimaaktiv-Projekt bewertet. Ebenfalls deutlich zugenommen haben die ÖGNB- und ÖGNI-Zertifizierungen.
Ein wesentlicher Grund für diese Zunahme ist auch die immer intensiver werdende Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit und speziell dem Klimawandel und die daraus resultierende verstärkte Nachfrage von Investoren, Förderstellen und Endkunden nach höherer Qualität und Transparenz. Zudem ist der Energieaufwand ist ein wesentlicher Faktor für die Betriebs- und Lebenszykluskosten und damit für die Vermietbarkeit und Werthaltigkeit der Immobilie.
Der Immobiliensektor und die damit in engem Zusammenhang stehende Mobilität sind ganz wesentliche CO2-Emittenten. Bei Immobilien sind sowohl deren CO2-Emissionen für Heizung, Kühlung, Warmwasser und Strombedarf in der jahrzehntelangen Nutzungsphase als auch jener bei der Gebäudeerrichtung durch Baustoffe und Baulogistik von Bedeutung (siehe dazu auch >> Interview Thomas Romm).
Gleichzeitig müssen Immobilien auch „klimafit“ sein, um für die sich durch den Klimawandel änderten Rahmenbedingungen am Standort (Stichwort: >> Sommerliche Überwärmung) gerüstet zu sein.
Viele Immo-Fonds kaufen nur mehr zertifizierte und damit effizientere Gebäude, aber auch öffentliche Förderungen werden verstärkt an Gebäude-Labels gekoppelt. Dazu zählen in Österreich etwa die Mustersanierungsförderung des Klima- und Energiefonds und die Neubauförderung der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (ÖHT). Die Umweltförderung im Inland (UFI) des Umweltministeriums und die Wohnbauförderungen von Vorarlberg, Tirol und Kärnten vergeben Zusatzförderungen für klimaaktiv Gold Gebäude. Last but not least: Das Österreichische Umweltzeichen „Grüne Finanzprodukte“ (UZ49) hat als Muss-Kriterium eine klimaaktiv-Zertifizierung und aktuell 35 Lizenznehmer aus der Finanzbranche aus sechs Ländern.