PVC-Boden mit Asbestrücken
Abflussrohre aus Asbestzement
XPS-Platten mit klimaschädlichen FCKW/HFCKW/HFKW
Alte PVC-Beläge: gefährlich kontaminiert
Aus der Vergangenheit lernen?!
Aus der Vergangenheit lernen könnte man, sowie in der großen Politik, auch in der Chemiepolitik, tut es aber leider oft genauso zögerlich wie im normalen politischen Diskurs. Ein Blick zurück lohnt…
Beispiel Asbest: Asbest ist ein Naturstoff, der schon in der Antike verwendet wurde. Asbest leitet sich vom griechischen Wort „asbestos“ ab, d. h. „unvergänglich“. Ein sehr treffender Name, ist doch Asbest ein faserförmiges Mineral mit hoher Hitze- und Säurebeständigkeit. Vom Menschen eingeatmet, können die Asbestfasern aufgrund ihrer Fasergeometrie in die Lungenbläschen gelangen und nach vielen Jahren Asbestose auslosen. Asbest erhöht weiters das Lungenkrebsrisiko und ist ein wichtiger Auslöser von Bauch- und Rippenfelltumoren.
100 Jahre Untätigkeit: Um 1900 wurde Asbestose als von Asbest ausgelöste Krankheit erkannt. 1943 wurde Lungenkrebs als Folge einer Asbestbelastung in Deutschland als Berufskrankheit anerkannt. 1970 wurde Asbest offiziell als krebserzeugend eingestuft. Verboten wurde es in Österreich 1990, in Deutschland 1995 und in der EU 2005. Und weltweit? 2018 war die weltweite Asbestproduktion 1,1 Millionen Tonnen!!! Russland, China, Brasilien und Kasachstan führen die Hitparade der heute noch immer Unbelehrbaren an. Weltweit sterben mehr als 100.000 Menschen jedes Jahr durch asbestbedingte Erkrankungen. Diese nun mehr als ein Jahrhundert dauernde Ignoranz, die immer noch in einigen Teilen der Welt andauert, ist beschämend.
Teure Untätigkeit: Doch diese jahrzehntelange Ignoranz gegenüber den Gefahren von Asbest kommt uns nun teuer zu stehen! Es wird geschätzt, dass in den 1970er Jahren mehr als 3000 asbesthaltige Produkte in Mitteleuropa auf dem Markt waren. „Eternit“ war das Synonym für Asbestprodukte – von der Dachdeckungen über Fassadenplatten bis Lüftungs- und Abwasserkanalrohren. Heute sind asbesthaltige Produkte gefährlicher Abfall. Dieser kostet den Gebäudeeigentümer, der ja auch der Abfalleigentümer ist, bei Umbau- und Abbrucharbeiten viel Geld für Rückbau und Entsorgung. Auch alte PVC-Bodenbeläge haben oft eine dünne Sicht schwach gebundenen Asbest auf der Belagsunterseite. Klebstoffe, Spachtelmassen, Putze, Dichtstoffe, die alle Asbest enthalten können, machen die Entsorgung dieser bei mehr Vorsorge vermeidbaren Altlasten unserer Väter und Großväter (Anmerkung: Es waren ja fast immer Männer!) richtig teuer.
Weitere Altlasten: FCKW, PCB, PAK: Doch auch bei vielen anderen Schadstoffen am Bau gibt es dieselben oben beschriebenen Muster: Jahrzehntelange Untätigkeit und Leugnen der Gefährlichkeit, um weiter damit Geschäfte machen zu können, gab es auch bei FCKW-haltigen Bauprodukten, die später durch HFCKW- und dann HFKW-haltige ersetzt wurden und letztere tw. heute noch verwendet werden. Gleiches gilt für PCB- und PAK-/Teer-haltige Baustoffe, die auch noch jahrzehntelang nach dem Erkennen der Gefährlichkeit in vielen Produkte enthalten waren und heute ebenfalls gefährliche Abfälle sind.
Alte PVC-Bodenbeläge sind gefährlich kontaminierter Abfall: Aktuellstes Beispiel sind PVC-Bodenbeläge mit dem Weichmacher DEHP (Di-ethyl-hexyl-phthalat). DEHP war jahrzehntelang mit 25-40 Gewichtsprozent der Hauptweichmacher in PVC-Bodenbelägen und -kabel. Schon in den 1980er Jahren gab es klare wissenschaftliche Hinweise auf dessen gesundheits- und umweltschädliche Eigenschaften. Erst seit 2011 sind diese in der EU als fortpflanzungsschädigend eingestuft, ohne Zulassung dürfen sie seit 2015 nicht verkauft werden. Seit 2011 sind damit alle bei Abbruch oder Umbauarbeiten anfallenden PVC-Produkte mit DEHP (und damit defacto fast Bodenbeläge vor 2005/2010 wie Bodenbeläge und Kabel als „gefährlich kontaminierter Abfall“ einzustufen. Dies bestätigt eine aktuelle parlamentarische Anfrage an das Umweltministerium (Geschäftszahl: BMNT LE.4.2.4/0108 RD 3/2019). Und damit muss der Bauherr seine PVC-Abfälle nun deutlich teurer entsorgen! Bauherrn wie die Stadt Wien, die im Rahmen des „ÖkoKauf Wien“ Beschaffungsprogramms seit Jahrzehnten PVC-Vermeidung umgesetzt haben, werden nun für ihre vorsorgliche Handlungsweise durch deutlich reduzierte Entsorgungskosten belohnt!
Daher kann allen Immobilieninvestoren nur dringend empfohlen werden, vor einem Gebäudekauf im Rahmen der Due Diligence Prüfung nicht nur die möglichen Altlasten im Boden überprüfen zu lassen, sondern auch, welche schadstoffhaltigen Baustoffe im Gebäude selbst als teuer zu entsorgender, gefährlicher Abfall verbaut sind. Nur so kann ein böses Erwachen vermieden werden! bauXund merkt als Schadstofferkunder hier bereits eine steigende Sensibilität bei den Investoren.
Doch erst, wenn auch bei neuen Baustoffen vorsorgend die heute schon bekannten Schadstoffe wie PVC, Weichmacher, Flammschutzmittel, Biozide etc. vermieden werden (siehe ÖkoKauf-Beispiel oben), wurde wirklich aus der Vergangenheit gelernt...